Sind Signale der Angst stärker als Deine Sehnsucht?
Was passiert, wenn Du Angst hast oder wenn Du schüchtern bist? Wie zeigt sich das in Deinem Körper? Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern sind nur einige der möglichen Symptome, wenn Du Angst hast. Dein Körper meldet sich damit und zeigt an, dass es besser scheint, sich dieser Situation nicht zu stellen und auf den Körper zu hören. Besser den Rückzug antreten und Dich nicht zeigen. Schüchternheit zeigt sich oft ähnlich, jedoch meist etwas subtiler. Die Sehnsucht nach Veränderung ist zwar da, doch die Körpersignale sind so stark, dass Du Dich zurückhältst und erstmal nicht handelst.
Doch sind diese Körpersignale so eindeutig oder ist es eher Deine Beurteilung und Deine Bewertung dieser Signale als Angst? Vielleicht ist es möglich, die Körpersignale anders zu deuten und so eine neue Bedeutung zu finden. Diese könnte Dir helfen, erste Schritte aus der Angst und Schüchternheit heraus zu tun und durch Erfahrung zu merken, dass Du auch diese Situation meistern kannst, wenn Du Dich erst einmal in sie hinein begibst.
Meine Sehnsucht, als Musiker aufzutreten
Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern könnte ich als Angst deuten oder als gespannte Aufregung und Vorbereitung des Körpers für schwierige Herausforderungen. Ich kenne das als Musiker vor einem Auftritt. Die Aufregung steigt, das Herz schlägt schneller, ich schwitze mehr als gewöhnlich. Genau das könnte ich als Angst deuten und möglichst schnell das Weite suchen und besser nicht auf die Bühne gehen. Doch genau da will ich hin.
Viele Jahre und Anläufe habe ich gebraucht, um mich dem immer mehr anzunähern und es schließlich zu schaffen, erst im kleinen Rahmen und schließlich vor 80 Menschen, inzwischen sogar vor einem Publikum mit 400 Zuhörern. Es ist hauptsächlich ein innerer Prozess in meinem Denken und Fühlen und ziemlich unabhängig von der Anzahl der Leute und der Umgebung.
Mir hilft, dass ich meinen schnelleren Herzschlag und die Schweißausbrüche neu deute und als Vorbereitung meines Körpers auf die Herausforderung des bevorstehenden Auftritts sehe. Mein Körper macht sich bereit, um gut vor den vielen Menschen spielen zu können, um wach und hochkonzentriert zu sein. Alle Zellen sind aktiviert und bereit, zu handeln und die richtigen Töne zu treffen und mit Ausdruck zu spielen. Genau das will ich.
Angst hält Dich zurück, Sehnsucht lässt Dich aufblühen
Mir ist es eine Zeit lang mit dem Tango-Tanzen so ergangen. Ich konnte einige Schritte und Kombinationen, fühlte mich aber unsicher und wackelig. Also bin ich nicht mehr hingegangen, die Angst fühlte sich zu groß an. Doch dadurch wurden auch meine Fähigkeiten immer schlechter, was die scheinbare Angst noch größer hat werden lassen. Gleichzeitig war da meine Sehnsucht, richtig gut Tango tanzen zu können.
Tanzen (und auch alles andere) lerne ich nur indem ich es tue. Nach und nach reifte meine Sehnsucht, bis sie eines Tages so groß war, dass ich wieder zum Tanzen gegangen bin. Mir war es jetzt egal, was die anderen über meine Fähigkeiten sagen mochten und was für ein Bild ich abgab. Ich wollte tanzen und so musste ich mich in die gefürchtete Situation hinein begeben auch auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen.
Schritt für Schritt habe ich mir die Tanzfläche zurück erobert und Tango tanzen gelernt. Ich habe mich nicht von meiner Angst leiten lassen, sondern meinen Mut zusammen genommen und die Sehnsucht stärker werden lassen. Den anderen war das wohl alles ziemlich gleichgültig, ich selbst habe mich verrückt gemacht und mich zurückgehalten. Es war ein Prozess in meinem Kopf, nach außen unsichtbar, jedoch so stark, dass er mein Leben bestimmte.
Lasse Dich von Deiner Sehnsucht leiten
- Wie geht es Dir mit Deiner Angst und Deiner Sehnsucht?
- Wofür entscheidest Du Dich?
- Willst Du schüchtern bleiben oder mutig die Welt entdecken und Dich neu ausprobieren?
Da wo die Angst ist, da geht es lang. Da wo die Sehnsucht Dich hinzieht, folge ihr. Dort ist Deine nächste Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Die Angst ist ein Hinweis, Dich mit all Deinen Sinnen bereit zu machen und präsent zu sein.
Angst und Sehnsucht sind manchmal schwer zu unterscheiden. Vielleicht ist es auch nicht wichtig, genau zu trennen. Beide verursachen ein aufregendes Gefühl im Körper. Nimmst Du dieses wahr als Aufforderung zum Rückzug oder als Signal aufzubrechen? Es ist Deine Entscheidung.
Niemand hat gesagt, dass es einfach ist. Persönliche Entwicklung ist ein harter Weg, den Du beständig weiter gehen musst. Täglich wirst Du konfrontiert mit der Entscheidung, mutig zu handeln oder ängstlich den Kopf einzuziehen. Dieser Weg hört nie auf, es gibt immer wieder neue Wachstumsmöglichkeiten. Angst und Sehnsucht können für Dich ein Maßstab sein, wo es als nächstes für Dich langgeht. Damit nicht die Angst bestimmt, sondern Du, wann Du handelst und welche Gelegenheiten Du zu Deiner Weiterentwicklung nutzt.
Gutes Gelingen und achte gut auf Dich und diesen Tag!